Mütter mit einem Säugling stellen für Hebammen und in der Apotheke oftmals eine besonders beratungsintensive Frauen- bzw. Kundengruppe dar. Zum einen haben wir es hier mit den Problemen eines neuen Erdenbürgers zu tun, der noch sehr sensibel auf viele Reize reagiert. Zum anderen kommen vielerorts verunsicherte junge Mütter auf euch zu, die erst in ihre neue Aufgabe – das Muttersein – hineinwachsen müssen. Sie benötigen entsprechend von euch fachliche und vor allem auch empathische Unterstützung.
Warum ist Stillen und Muttermilchernährung so bedeutend für unsere Kinder?
Und wie beeinflusst sie den Aufbau des kindlichen Darmmikrobioms?
Menschenmilch ist wie alle Säugetiermilchen speziesspezifisch. Sie bietet daher die optimale Grundlage für das Wachstum und die Entwicklung des Säuglings (J. Riordan, K. Wambach 2016). „Muttermilch ist weit mehr als Nahrung und das Stillen bewirkt viel mehr als die reine Ernährung. Stillen moduliert das Immunsystem, das Herz-Kreislauf- und das Verdauungssystem sowie das Verhalten und die Hirnentwicklung und unterstützt in hohem Maße den Bindungsprozess zwischen Mutter und Kind. Mehr als 1.000 verschiedene Substanzen bilden in genau abgestimmter, aber wechselnder Konzentration die Basis der Muttermilch.“ (E. Nehlsen2014).
Was macht die Milch für das Kind so wertvoll?
„Sie enthält Hunderte bioaktiver Faktoren – das sind Substanzen, die Stoffwechsel, Immunsystem, Entwicklung, IQ, Temperament und Sozialisierung des Säuglings beeinflussen. Dazu gehören unter anderem Hormone, Proteine, Enzyme, Kohlehydrate, Fettsäuren, Mineralien und Vitamine. Daher kann Muttermilch auch als „Functional Food“ – ein funktionelles Lebensmittel bezeichnet werden“ so berichtet Erika Nehlsen2014. Und das hat sich bis 2024 nicht geändert!
Muttermilch passt sich äußerst genau den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen des Säuglings an. Und gerade Inhaltsstoffe wie die das sekretorische Immunglobulin A, die Laktose, das leicht verdauliche Fett, Alpha-Laktalbumin mit seinen wertvollen Substanzen, Prebiotika wie die humanen Muttermilcholigosaccharide, Adiponectin und Leptin und natürlich eine Vielzahl an Immunstoffen, beeinflussen die Darmgesundheit des Neuankömmlings. Und das gilt ganz besonders auch für Frühchen. Wenn ihr mehr über die Biochemie der Muttermilch wissen möchtet, so werft einen Blick in unser Seminarprogramm. In der „Grundlagenschulung“ gehen wir hier schwer in die Tiefe.
Wie beeinflusst der Geburtsmodus die Entwicklung des kindlichen Mikrobioms?
Wenn die Mutter vaginal entbindet, wird das Kind, sobald die Fruchtblase platzt und das Fruchtwasser abgeht, mit einer hohen Zahl von Mikroben, insbesondere Laktobazillen und Bifidusbakterien, eingehüllt. Diese Mikroben dringen in die Körperöffnungen (Augen, Ohren, Nase, Mund…) ein und umhüllen die Haut des Neuankömmlings. Weitere Mikroben stammen aus der Vagina, dem Anus, dem Stuhl der Mutter und von ihrer Haut. Babys Darm erhält so die Basis für sein Mikrobiom (früher Darmflora genannt)(D.Rodney, 2015). Muttermilch unterstützt mit ihren Zuckermolekülen (Prebiotika), besonders den Oligosacchariden und der Laktose, im Weiteren den Prozess des Aufbaus eines optimalen Darmmilieus (M.G: Dominguez-Bello, 2015). Wissenschaftler sprechen vom sogenannten „mikrobiellen Fußabdruck“ des Säuglings und fanden heraus, dass sich das Darmmikrobiom nach einem bestimmten „fortlaufenden“ Muster entwickelt (A. L. Kozyrskyj 2013,2015).
Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen und zusätzlich künstliche Säuglingsnahrung erhalten, weisen eine eher E. Coli dominante Mikrobiota auf, ebenso Säuglinge, die eine Antibiose erhalten. Viele Studienergebnisse zeigen, dass diese Kinder ein höheres Risiko aufweisen, an Magen-Darm- und Bronchialinfekten zu erkranken (Child-Study 2013, 2015).
Das bedeutet:
Die Qualität des Darmmikrobioms hat Einfluss auf die Gesundheitsprävention der Kinder. Für den Aufbau eines optimalen Darmmikrobioms spielen der Geburtsmodus und die Ernährung mit Muttermilch eine bedeutsame Rolle.
Was tun nach Sectio? Oder wenn der Säugling keine Muttermilch erhält? Oder wenn das Baby eine Antibiose benötigt hatte?
Häufig kommen die Mütter in diesen Fällen auf euch zu und berichten, ihr Baby leide an Bauchschmerzen oder Verstopfung. Hier ist es wichtig, eine „Symbionten-Lenkung“ bzw. Unterstützung beim Aufbau des Darmmilieus vorzunehmen.
Bewährt haben sich in der Praxis Probiotika mit Vertretern der folgenden Bakterienspezies:
- Lactobacillus reuteri
- Lactobacillus acidophilus
- Lactobacillus rhamnosus
- Bifidobacterium longum
- Bifidobacterium infantis
Die Anwendung sollte mindestens vier Wochen, besser drei Monate durchgeführt werden. Siedeln sich beim Säugling vermehrt nützliche Bakterien an, steigert dies z.B. durch Verdrängung pathogener Keime die Darmbalance. Die sich allmählich entwickelnde Darmmikrobiota hilft dem Kind bei der Verdauung. Generell muss sich die Darmtätigkeit bei den Kleinen erst einspielen. Hinzu kommt, dass der kindliche Darm noch sehr unreif ist. Daher sind mehr oder weniger gehäufte Darmprobleme in gewisser Weise vorprogrammiert. Doch keine Bange, hier meine Tipps aus vielen Jahren Praxiserfahrung:
Was hat sich bei Blähungen und Verstopfung in der Praxis bewährt?
Blähungen
Auf der Suche nach dem Auslöser der Koliken sind sich die Wissenschaftler nicht einig: ein unreifes Nervensystem, zu häufiges Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme, ein noch nicht vollständig ausgereiftes Darmsystem oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Das Schreien und Weinen führt wiederum zu vermehrtem Luftschlucken. Erschwerend kommt die Anspannung der Eltern noch dazu. Diese Spannung überträgt sich auf die sensiblen Kinder und bewirkt weiteres Schreien – wie eine endlose Spirale zieht sich das Geschehen weiter. Es raubt den Eltern oft ihren letzten Nerv.
Eine harte, druckempfindliche Bauchdecke, angezogene Beine, gepaart mit unruhigem Verhalten des Säuglings und teilweise begleitetem Schreien oder schrillen Schreiattacken, sowie der Abgang von Winden, deuten auf Blähungen hin. Auch Trinkunlust kann sich dazu gesellen.
Linderung bei Blähungen bringen besonders Hausmittel und Anwendungen aus der Naturheilkunde:
- Vor allem erst einmal Wärme! Um Verdunstungskälte beim Windelwechsel möglichst zu vermeiden, ist es ratsam, einen vorgewärmten Schal parat haben, der rasch über den Bauch des Babys gezogen werden kann, wenn die Windel geöffnet wird.
- Wärmeanwendungen auf dem Babybäuchlein mit Kirschkernkissen, Bienenwachswickel, z.B. von Wickel & Co. oder Kümmel-Bienenwachswickel von der Firma Wachswerk
- Ein warmes, entspannendes Bad z.B. mit Weleda Calendula Entspannungsbad. Die Inhaltsstoffe Bio-Thymian, in südfranzösischem Meersalz ausgezogene Calendulablüten und der Schlehensaft tragen zum Ankommen und Erden bei.
- Tragen: Durch Tragen des Säuglings z.B. in einem Tuch gehen aufgrund der mütterlichen Bewegungen und des unweigerlichen Mitbewegens des Kindes, Winde leichter ab.
- Anwendungen mit verdünnten ätherischen Ölen: Bauchmassagen auf Höhe des Nabels im Uhrzeigersinn oder ein Fußmassage an den Reflexzonen, wenn Bauchmassage vom Kind abgelehnt wird
- Ölauflagen (z.B. mit Wickelsets von Wickel & Co.)
Geeignete Öle hierzu sind: Kümmel-, Kamille-, Anis-, Fenchel-, Dill-, Kreuzkümmel-, Lavendel- und/oder Melissen-Öl gemischt mit einem Basisöl
Achtung: Säuglinge (und Kleinkinder) verfügen noch über ein sehr sensibles Riechorgan. Daher ist darauf zu achten, dass nur geringe Dosierungen zum Einsatz kommen: bewährt haben sich 0,5%ige bis maximal 1%ige Verdünnungen der ätherischen Öle mit einem Basisöl.
Als Ölgrundlage, bzw. Basisöl, eignen sich für Babys z.B. Mandelöl, Sesamöl, Johanniskrautöl, Jojobaöl, Olivenöl, Sonnenblumenöl
Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, schaut doch im Seminarprogramm nach „Ätherische Öle für den Hebammenalltag“ und meldet euch dafür an.
Produktbeispiele:
Babybäuchleinöl Weleda®, Fenchel-Kümmel-Öl IS®, Kamille-Fenchel-ÖL IS®, Vier-Winde-ÖL (Anis, Fenchel, Kümmel, Dill in Basisöl), Malvenöl Wala®
Kümmelzäpfchen:
Kümmel wird traditionell seit Jahrhunderten bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Bei der Verdauung vermehrt gebildete Gase führen im Darm zu Blähungen. Zusätzliche Schaumbildung verhindert ein Entweichen der Gase und verursacht Bauchschmerzen, Druck- und Völlegefühl. Kümmelöl wirkt selektiv auf das Wachstum pathogener Keime (z. B. Bakteroides fragilis, Clostridium spp.), ohne dabei positive Symbionten wie z. B. Laktobazillen oder Bifidobakterien zu beeinträchtigen. Das Öl zeigt zudem ausgeprägte schaumverhütende und damit entblähende Wirkung, die insbesondere auf eine Senkung der Oberflächenspannung des Magen- bzw. Darmsaftes zurückzuführen ist.
Produktbeispiele:
- Carum Carvi Pädia®: Kann von Geburt an eingesetzt werden
Wirkstoff: Auszug aus Kümmel [Carum carvi, ethanol. Decoctum Ø (Urtinktur (=D 1))]
Anwendung: 1-2x täglich 1 Zäpfchen - Carum carvi comp. Säuglingszäpfchen Wala®: Einsatz erst ab 3 Monaten bis unter 1 Jahr
Enthält: Kümmel-Dickextrakt (1,8:1); Auszugsmittel: Wasser, Atropa belladonna ex herba ferm 33a, Chamomilla e radice ferm 33c, Nicotiana tabacum ferm 33b, Carum carvi comp.
Anwendung: 1- bis 3-mal täglich 1 Zäpfchen
Achtung: Zäpfchen mit dem stumpfen Ende zuerst in den Po schieben. So wird verhindert, dass das Suppositorium just im gleichen Moment wieder herausgedrückt wird. Verantwortlich für das „Herausschieben“ ist nicht willentlich das Kind, sondern der reflektorisch reagierende Schließmuskel. Der Reflex wird weit weniger ausgelöst, wenn die Spitze des Zäpfchens den Anus berührt.
Probiotika zur Unterstützung für den Aufbau einer optimalen Darm-Mikrobiota
Produktbeispiele:
- Bigaia® Pädia
- Omnibiotic Panda®
- Menssana Probiotic junior 10®
- Lactobact Baby® HLH Biopharma
- Symbiolact Baby® Symbiopharm
- Curabiom Baby® Dr. Wolz
Korrektes Anlegen beim Stillen sorgt dafür, dass die Kinder so gut wie keine Luft schlucken
Manche Kinder reagieren mit Blähungen, wenn die Mutter zu viel Milchprodukte zu sich nimmt. Hier zeigt entsprechende Karenz einen raschen Erfolg.
Bei Kindern, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten:
- einen Sauger mit dem kleinsten Loch (Teesauger oder Größe 0) anwenden
- stärkefreie Pre-Nahrung füttern (Stärke wird schlechter abgebaut und belastet das unreife Verdauungssystem der Säuglinge)
- auf eine korrekte Herstellung der Formula-Nahrung achten
- öfters kleinere Mengen füttern, als 4-6 üppige Mahlzeiten, damit das Verdauungssystem nicht überfordert wird
- achtsames Nähren mit „Paced Bottle Feeding“ praktizieren, damit bereits während des Trinkens Verdauungsenzyme im Mund ihre Wirkung tun können, die Kinder keinen „Trinkstress“ erleben und ihr Sättigungsgefühl besser wahrnehmen können
- nach der Mahlzeit Kind aufstoßen lassen, damit geschluckte Luft entweichen kann (ist häufig nachts nicht erforderlich)
Im Grunde sollte die Flasche ähnlich verabreicht werden, wie auch gestillt wird. Das gilt sowohl für das Positionieren, die Dauer der Mahlzeit als auch den Blickkontakt und vieles mehr. Das „Mehr“ gibt es zum Thema „Künstliche Säuglingsnahrung und korrektes Füttern mit der Flasche“ in unserem Seminarprogramm. Schaut doch mal rein.
Anthroposophische oder homöopathische Arzneien können Massagen, Wickel und Auflagen ergänzen:
Chamomilla cupro culta Radix Rh D3® Weleda („Sab Simplex der Weleda“)
Nicotiana comp. Glob®. Wala
Gentiana Magenglobuli® Wala
Belladonna/Chamomilla Glob. ® Wala
Kupfersalbe rot® Wala
Flatulini Glob. ® Heel
Zu den Arzneien und der Differenzierung bei der Anwendung könnt ihr gerne detailliertere Informationen erhalten z.B. beim Seminar „Arzneimittel für Kinder“. Stöbert doch mal im Seminarprogramm.
Die Schulmedizin bietet bei Blähungen Produkte mit Simeticon oder Dimeticon:
Sie wirken als Entschäumer. Doch Achtung: sie enthalten Konservierungsmittel (z.B. Natriumbenzoat, Sorbinsäure, Kaliumsorbat), Lösungsvermittler (z.B. Ethanol, PEG-25 glyceroltrioleat), Gelbildner (z.B. Hypromellose, Carbomer, Hytellose), Farbstoffe, künstliche Aromastoffe (z.B. Himbeer, Vanille, Banane), Süßstoffe (z.B. Natriumcyclamat, Saccharin-Natrium), weitere Hilfsstoffe wie z.B. Macrogol 600 oder Aluminium-Magnesium-silicat, die resorbiert werden und über die unreife kindliche Leber entgiftet werden müssen.
Produktbeispiele:
- Sab simpex® Pfizer Pharma
Enthält: 69,19mg/ml (Dimeticon 350 – Siliciumdioxid im Verhältnis 92,5 : 7,5)
Anwendung: Neugeborene: 10 Tropfen (0,4-ml) als Einzeldosis, Tageshöchstdosis 4 x 10 Tropfen (1,6ml); Säuglinge (>4 Wochen bis <12 Monate) 15 Tropfen als Einzeldosis (0,6-ml), Tageshöchstdosis 6 x 15 Tropfen (3,6ml) - Espumisan® Berlin Chemie AG
Enthält: 40mg/ml Simeticon
Anwendung: Je 25 Tropfen (entsprechend 1 ml) in die Flaschennahrung bzw. vor oder nach dem Stillen - Velgastin® Engelhard Arzneimittel GmbH & Co.KG
Enthält: Simeticon 41,2 mg pro 1 ml = 22 Tropfen = Dimeticon (39,96 mg pro 1 ml Tropfen = 22 Tropfen) (Dimeticon und Siliciumdioxid im Verhältnis 97:3)
Anwendung: Säuglinge (ca. 4-10 kg Körpergewicht) Einzeldosis: je 22 Tropfen (entspr. 1 ml), Gesamtdosis: mehrmals täglich; Zeitpunkt: zu oder nach der Säuglingsmahlzeit (Stillen bzw. Flasche), evtl. vor dem Schlafengehen - Lefax® Bayer AG
Enthält: (41,2 mg pro 1 ml Lösung = 2 Hübe)
Anwendung: Säuglinge Einzeldosis: 1-2 Pumpstöße, Gesamtdosis: mehrmals täglich; Zeitpunkt: zu der Säuglingsmahlzeit (Stillen bzw. Flasche)
Die genannten Arzneimittel werden häufig von Kinderärzten bei Blähungen verordnet, doch ihr Einsatz ist nicht evidenzbasiert.
Zu dem zeigt die Praxis bei naturheilkundlichen Anwendungen (Massagen, Wickel etc.) wesentlich mehr Erfolge, als beim Einsatz der oben genannten, lediglich entschäumend wirkenden Arzneimitteln. Ich möchte auch explizit darauf hinweisen, dass hier bereits Kinder wie Eltern auf die Anwendung von Medikamenten bei banalen Befindlichkeiten konditioniert werden. Aber ein Zäpfchen hier, einen Saft oder ein paar Tröpfchen dort – das ist einfach einfach. Doch gerade hier haben Naturheilmittel ganz besonders ihre Bewandtnis. Sie wirken! Und das Vertrauen in die naturheilkundlichen Anwendungen wird auf diese Weise bei den Eltern gefördert. Sie können etwas tun, um ihrem Sprössling Linderung zu verschaffen und erhalten so auch mehr Selbstbewusstsein ins Elternsein. Und das ist weit mehr, als nur zu warten nach Gabe einer Arznei!
Verstopfung
Verstopfung ist gekennzeichnet durch einen harten Stuhl, der eine angespannte Bauchdecke, Probleme beim Absetzen und/oder Bauchschmerzen verursachen kann. Die Säuglinge zeigen sichtlich, dass sie sich schwer tun beim Entleeren des Darms. Stillkinder neigen übrigens kaum zu Verstopfung. Dafür sorgt schon allein die hohe Konzentration des abführend wirkenden Milchzuckers (Laktose) in der Muttermilch. Gestillte Kinder sollten in den ersten 4 Wochen 3-4 mal eine volle Windel haben (ILCA-Management, 2014, EUNUTNET, Punkt 4.8, 2008) ab dem ersten Tag postpartum. Spätestens nach 6 Wochen ändert sich deren Stuhlverhalten. Das bedeutet, es kann dann durchaus vorkommen, dass Säuglinge bis zu zehn Tagen keinen Stuhlgang haben. Die aufgenommene Muttermilch wird in diesem Fall komplett verwertet.
Anders bei Säuglingen, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten. Von ihnen erwartet der Kinderarzt einmal täglich Stuhl in der Windel. Durch die andere Zusammensetzung der Nahrung kann dieser Stuhl eine festere Konsistenz haben als „Stillstuhl“, der eher breiig, gelblich erscheint und im Gegensatz zum Stuhl der „Fläschchenkinder“ kaum riecht. Wenn eine verzweifelte Mutter sich nach einem Abführmittel für ihr Baby erkundigt, dann sind hier hilfreich:
- Zäpfchen oder Klistiere mit Glycerol 85% (Achtung: keine Daueranwendung!!)
- Bauchmassage im Uhrzeigersinn mit o.g. Öl-Mischungen
- Kupfersalbe rot® Wala
- Einsatz von o.g. Probiotika (Symbionten-Lenkung)
Auf keinen Fall darf eine Defäkation durch Reizung des Anus (Schließmuskel des Darms) mit der Spitze eines Fieberthermometers ausgelöst werden!! Er gewöhnt sich rasch daran und gibt den Stuhl nicht mehr frei ohne Reizung. Generell besteht bei (vermeintlicher) Verstopfung nur Handlungsbedarf, wenn sich das Kind sichtlich quält. An erster Stelle sollte hier die Nahrung in Augenschein genommen und gegebenenfalls ein Wechsel auf ein anderes Produkt vorgenommen werden. Auch hierzu könnt ihr in unserem Seminar „Künstliche Säuglingsnahrung“ mehr Details erfahren. Die bereits genannte Symbionten-Lenkung für den Aufbau eines optimalen Darmmilieus, ist eine weitere Möglichkeit. Wissenschaftliche Belege dazu fehlen derzeit derzeit noch, doch die Praxis zeigt positive Effekte. Sollten diese Anwendungen keinen Erfolg bringen, muss das Kind, um organische Ursachen auszuschließen, dem Kinderarzt vorgestellt werden. Das gilt natürlich auch bei starken Beschwerdebildern mit harter Bauchdecke, das Kind lässt sich aufgrund starker Schmerzen nicht mehr beruhigen, es spuckt die Nahrung und evtl. Stuhl aus, etc.
Der übermäßig schreiende Säugling – Was hilft bei Regulationsstörungen?
Jedes Baby hat seine eigene Persönlichkeit. Das zeigt sich schon recht bald nach der Geburt. Es gibt Säuglinge, die fast den ganzen Tag mit Schlafen verbringen. Andere sind schon etwas aufgeweckter und wollen mehr Ansprache. Und wieder andere benötigen sehr viel Aufmerksamkeit und bringen ihre Mütter an den Rand der Verzweiflung. Nicht immer sind es Blähungen, warum Babys weinen. Schauen wir uns hierzu weitere mögliche Ursachen an:
- Hunger
- Geburtstraumata
- Unwohlsein
- Eine Erkrankung bahnt sich an
- Schmerzen (neben Bauchschmerzen, Harnweginfekt, Zahnen, Mittelohrentzündung)
- Verlangen nach Körperkontakt
- Müdigkeit, Überreizung
Hunger:
Gutes Gedeihen zeigen unsere Kinder anhand der Gewichtsentwicklung entsprechend der WHO-Wachstumskurven. Aber auch ohne Waage kann eine Mutter, erkennen, ob ihr gestilltes Baby gut zunimmt: 3-4 volle Windeln mit Stuhlgang pro Tag, 6-8 nasse Windeln, rosige und gespannte Haut, zunehmend reges Interesse an der Umwelt sind Anzeichen für optimales Gedeihen in der Neugeborenenzeit (die ersten 4-6 Wochen nach der Geburt).
Geburtstrauma:
Einleitung der Geburt, invasive Geburt bis hin zu Sectio, bestimmte Arzneimittel, Einstellungs-, Haltungs- oder Lageanomalien des Kindes, zu frühe Geburt oder eine frühe Mutter-Kind-Trennung kann Ursache für ein Geburtstrauma beim Kind sein. Manche Säuglinge schreien im Tagesverlauf um den Geburtszeitpunkt. Erlebtes wird noch einmal verarbeitet und löst entsprechend Schreien aus. In dem Fall trägt es auch zur Entspannung bei. Weitere Möglichkeiten, ein Geburtstrauma und seine Auswirkungen aufzufangen können sein:
- Babymassage mit Malvenöl Wala
- Ein heilendes „Bonding-Bad“ mit dem bereits genannten Calendula Entspannungsbad von Weleda mit anschließendem Rebonding auf der nackten Brust der Mutter in skin-to-skin-contact
- Aconit C30 Globuli einmalig drei Globuli
- Mit einer osteopathischen Behandlung kann der Geburtsprozess, die „Geburtsspirale“ noch einmal erlösend durchgelebt/durchgefühlt werden
- EEH Erste emotionale Hilfe bietet fundierte Unterstützung für die Verarbeitung eines Traumas bei Mutter Kind
- Schreibaby-Ambulanzen können weiterhelfen
Unwohlsein:
Die meisten Eltern überzeugen sich sicher, ob es dem Kind zu warm, zu kalt ist, ob es eine volle Windel hat, ob der Po wund ist, ob es auf einer unangenehmen Falte der Kleidung liegt oder was sonst noch alles den Babyfrieden äußerlich sichtbar stören könnte. Das Thema „Wunder Po“ besprechen wir ausführlich in unserem „Grundlagen Seminar“.
Eine Erkrankung bahnt sich an:
Oft sind Kinder bereits unleidlich, wenn sie einen fieberhaften Infekt, eine Kinderkrankheit (z.B. Windpocken, Drei-Tages-Fieber, etc.) oder einen Magen-Darm-Infekt ausbrüten.
Schmerzen:
Hier ist es wieder wichtig, den Kinderarzt zu Rate zu ziehen, damit die Ursache abgeklärt wird. Übers Zahnen sprechen wir ausführlich im Vortrag „Zahngesundheit für die werdende Mutter und ihr Kind“, meldet euch bei Interesse an!
Verlangen nach Körperkontakt:
Betrachten wir die Verhaltensbiologie (Humanethologie), zählt die Spezies „Mensch“ zu den aktiven Traglingen (B. Hassenstein 1978). Als solche haben unsere Säuglinge ein existenzielles Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt. Durch sein Weinen bringt das Baby sein Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt zum Ausdruck (U. Höwer 2019). Bewegter Körperkontakt durch Tragen mit einer Tragehilfe, wie er zum Beispiel mit einem Tragetuch praktiziert werden kann, „trägt“ im wahrsten Sinn des Wortes entscheidend zur Zufriedenheit des Babys bei. Und ganz nebenbei wird die Eltern-Kind-Bindung gefördert. Ein entscheidender Faktor für das spätere Sozialverhalten des Kindes. Auch zum Thema „Tragen“ findet ihr Interessantes im Seminarprogramm.
Müdigkeit und Überreizung:
Zu diesem Punkt möchte ich etwas weiter ausholen, denn dahinter verbirgt sich eine sehr häufige Ursache für exzessiv schreiende Babys, wie es Säuglinge oft zeigen bei denen sogenannten „Drei-Monats-Koliken“ diagnostiziert wurden. Die Ursache der Dreimonatskoliken bzw. der Auslöser dieses exzessiven Schreiens ist nach wie vor unklar und nicht alleine durch potenzielle Blähungen zu erklären. Es wird ein multifaktorielles Geschehen vermutet.
Schauen wir uns dazu einmal das Gehirn des neuen Erdenbürgers an:
Das zentrale Nervensystem eines neugeborenen Kindes ist noch sehr sensibel und unreif. Es entwickelt sich erst im Laufe der kommenden Monate und Jahre. Wie rasch und in welchem Ausmaß diese Entwicklung voranschreitet, ist individuell verschieden. Nach dem heutigen Kenntnisstand weiß man, dass nicht nur die Erbanlagen allein dafür verantwortlich sind. Die Umwelt, die elterliche Umgebung, Lernerfahrungen, die von Gefühlen begleitet sind, tragen ihren erheblichen Teil dazu bei (A. Gregor, 2008).
Das bedeutet:
Funktion und Entwicklung unseres Gehirns sind nicht von Anfang an festgelegt.
Säuglinge sind Individualisten. Das zeigt sich ganz klar auch an ihrem Temperament und damit daran, wie sie auf unterschiedliche Situationen und Menschen reagieren. So gibt es äußerst aufmerksame und kaum reizbare Babys, aber auch unaufmerksame und stark reizbare Säuglinge. Die Feinfühligkeit der Eltern, wie sie auf ihre Säuglinge reagieren, spielt dann eine große Rolle, ob das Baby sein Gleichgewicht findet und in seiner Fähigkeit der Selbstregulation unterstützt wird.
Warum ist das auch für eure Beratung wichtig?
Auf all das Ungewohnte, das auf ein neugeborenes Baby einwirkt, kann es auf zweierlei Art reagieren. Es fühlt sich wohl und geborgen oder es spürt Unbehagen und möchte diesen Zustand rasch beseitigt haben. Durch seine Mimik, Gestik und Körperhaltung zeigt es sehr früh, in welchem „Wohlfühlzustand“ es sich befindet.
Schreien ist ein sehr spätes Zeichen und vor allem eines mit Nachdruck, so nach dem Motto: „Liebe Mama, lieber Papa, habt ihr immer noch nicht verstanden, was ich gerade brauche!“. Und dann ist guter Rat gefragt, denn Babys kommen leider ohne Gebrauchsanweisung auf die Welt. Das zeigt aber gleichzeitig, wie sehr ein Baby regelrecht kämpft, damit seine Bedürfnisse erkannt werden und dafür, dass es eine adäquate Reaktion von seinen Eltern erhält.
Definition Schreibabys
Definition Schreibaby DGKJ bzw. sogenannte 3er-Regel nach Wessel:
Unruhe oder Schreien über mehr als 3 Stunden pro Tag, an mehr als 3 Tagen pro Woche, über mehr als 3 Wochen auftritt.
Übermäßiges Schreien ist laut der Deutschen Gesellschaft der Kinder- und Jugendärzte (DGKJ) gekennzeichnet durch:
- plötzlich auftretendes Schreien, oft unmittelbar aus scheinbarem Wohlbefinden heraus und ohne erkennbare Ursache
- den Beginn dieses Schreiens in der Regel ab einem Alter von ca. 2 Wochen
- Zunahme des Schreiens im Tagesverlauf, besonders ausgeprägt spätnachmittags und in der ersten Nachthälfte
- Untröstlichkeit und lange Dauer der Unruhe- und Schreiattacken
Leider kann das viele Schreien auch dazu führen, dass die Säuglinge vermehrt Luft schlucken und in der Folge Blähungen entstehen. Blähungen sind daher oft nicht die Hauptursache bei sogenannte „Schreibabys“. Dreimonatskoliken werden dennoch häufig mit den Symptomen Blähungen und Bauchschmerzen in Verbindung gebracht. Das Baby zieht zu seiner Entlastung häufig die Beinchen an den Bauch und ballt die Händchen.
Für besorgte Eltern äußern sich Dreimonatskoliken auf den ersten Blick auch durch übermäßiges Schreien und Unruhe des Kindes, oft unmittelbar nach dem Füttern und insbesondere am späten Nachmittag oder am Abend. Das Kind lässt sich schwer beruhigen und hat aufgrund der Anstrengung beim Schreien oft einen hochroten Kopf. Es findet keine Ruhe, kann schlecht schlafen und ist dadurch übermüdet und überreizt.
Ihr seht schon, hier dreht es sich um drei Faktoren, die gar nicht so einfach zu lösen sind:
- Richtiges Wahrnehmen kindlicher Signale
- Erkennen seiner Bedürfnisse
- Babygerechtes promptes Reagieren
Man spricht auch von elterlicher „Sensitivität“ (M.D.S. Ainsworth 1974)
Das bedeutet:
Elterliche Sensitivität drückt sich aus in angemessener Wahrnehmung und richtiger Deutung kindlicher Signale sowie ihre prompte und passende Beantwortung.
Unruhige, empfindliche und zum Schreien neigende Säuglinge stellen ihre Eltern vor eine besondere Herausforderung. Sie werden durch das Verhalten ihres Babys selbst nervös. Und das wirkt sich natürlich negativ auf die Feinfühligkeit und das Vertrauen ihres Säuglings aus. Ihr Selbstbewusstsein als „Eltern“ leidet enorm, die Verzweiflung, ihr Kind nicht beruhigen zu können, steigt. Es werden dann häufig noch stärker stimulierende Reize gesetzt (Schaukeln, Wippen, intensivere Spielphasen, etc.) um ein Beruhigungsergebnis zu erzielen. Doch das Gegenteil stellt sich beim Kind ein, eine andauernde starke Belastung seines Nervensystems (A. Gregor 2008). Für Fachexperten liegt dann eine „Regulationsstörung“ des Säuglings vor. Hier besteht die Gefahr, dass ein Teufelskreis entsteht. Und sicher ist euch klar, dass hier kein Globuli, kein Zäpfchen oder was man sonst so in den Arzneischränken findet, hilft.
Tipps für eure Beratung
Folgende Empfehlungen möchte ich euch hier für eure Beratung der betroffenen Eltern mit auf den Weg geben:
- Bringt den Eltern/der Mutter verbal euer Verständnis entgegen und bestätigt ihr/ihnen, welch anstrengende Phase sie gerade erlebt/en.
Folgende Lösungsmöglichkeiten könnt ihr anbieten:
- Unruhige, nervöse, verzweifelte Eltern können keinem Schreibaby die Ruhe und Sicherheit vermitteln, die es so dringend benötigt. Die Anspannung der Eltern überträgt sich eher noch auf das Kind. Es ist daher wichtig, dass die Eltern selbst zur Ruhe kommen und die Möglichkeit der Regeneration erhalten. Überlegt gemeinsam mit der Mutter/den Eltern, was dazu beiträgt, die Situation zu entspannen:
- Ruhige Musik im Hintergrund zu spielen
- Es sich mit dem Baby auf der Couch bequem machen und es sanft wiegen oder zart streicheln. Ruhige Bewegungen, die immer langsamer werden, ausführen.
- Mit ruhiger Stimmlage mit dem Baby sprechen und dabei immer leiser werden.
- Tiefe Bauchatmung praktizieren, um in die „eigene Mitte“ zu kommen
- Wenn das Baby länger weint, kurz aus dem Raum gehen, um etwas zu trinken, dann erneut versuchen in die Entspannung zu kommen.
- Zusätzlich ist hier die Unterstützung durch die eigene Mutter/Schwiegermutter, durch Freunde oder eine Haushaltshilfe von Nöten, um von den alltäglichen Pflichten entlastet werden zu können.
- Rhythmus auf vielen Ebenen, wie z.B. beim Schlafen, Stillen, Wickeln, Spielen etc., in den Babyalltag bringen und eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes. Heißt also nicht zum Stillkaffee oder zum Babymassagekurs, wenn das Kind gerade deutliche Zeichen von Müdigkeit zeigt. Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus bietet beispielsweise auch den Eltern des Babys die Möglichkeit von Erholungsphasen.
- Feinzeichen bzw. die Babysprache erkennen lernen. Wie bereits erwähnt, zeigen Säuglinge durch Gestik, Mimik, Körperhaltung und letzten Endes auch durch Stimme, wie es um sie steht:
- Erste Anzeichen von „ich brauche jetzt Ruhe und Geborgenheit“ zeigen sich im Wegdrehen des Kopfes.
- Der Blickkontakt wird unterbrochen, Anspannung im Gesichtsausdruck wird erkennbar, Händchen ballen sich zu Fäusten und die Armhaltung wird steifer, Unbehaglichkeit und später Abwehr sind deutlich zu erkennen.
- Wenn das Kind müde ist, wird es entsprechend gähnen, sich die Augen reiben, manche Kinder bekommen rötlichere Bäckchen und es dauert dann nicht lange, bis sie zu weinen und schließlich zu schreien beginnen.
- Bei den ersten Anzeichen, sollte die Mutter/der Vater bereits reagieren und das Baby versuchen in die Entspannung zu bringen und es in den Schlaf zu begleiten. Eine von den Eltern ausstrahlende Ruhe ist dabei von größter Bedeutung. Das Kind spürt, es kann loslassen und befindet sich in Sicherheit. Das ist wichtig, damit der Parasympathikus aktiviert werden kann und die Oberhand gegenüber dem Sympathikus, unser aktives Nervensystem, gewinnt.
- Ein Einschlafritual sowohl mittags also auch abends einführen und konsequent beibehalten, hat sich in der Praxis bewährt. Während des Tages kann das Ritual, das die Kinder in die Ruhe bringen und ihnen signalisieren soll, dass nun Schlafenszeit ist, etwas kürzer ausfallen. Dieses Ritual gibt dem Kind mit der Zeit Sicherheit und Geborgenheit. Es kennt die Schritte, die aufeinander folgen und kann dadurch leichter entspannen und loslassen.
- „Schmetterlingsmassage®“ ähnlich wie Dr. Eva Reich sie lehrte, bringt nicht nur den Säugling zur Ruhe, sondern auch denjenigen, der sie beim Kind durchführt. Langsame Streichungen von Kopf bis zu den Füßchen auf dem Schlafsack, die immer noch langsamer und deren Abstände zwischen den Streichbewegungen immer größer werden, begleiten das Baby auf sanfte Weise in den Schlaf. Anfangs kann dazu 1! Lied gesummt oder gesungen werden, das gegen Schluss leiser wird. Am Ende der Streichungen wird die Hand des Elternteils noch in geringem Abstand über dem Babybauch gehalten, bevor sie dann ganz weggenommen wird und man sich vom Kinderbett entfernen kann.
- Raus in die Natur mit Kinderwagen/Tragetuch und witterungsangepasster Kleidung.
- Sich selbst etwas Gutes tun.
- Bei Anhalten der Situation ist es ratsam, sich an eine Schreibabyambulanz zu wenden, SAFE-Mentoren (Sichere Ausbildung für Eltern) oder andere Fachexperten wie z.B. EEH-Therapeuten (Erste Emotionale Hilfe) oder Osteopathen.
Mit der feinfühligen Reaktion auf das kindliche Schreien unterstützt man das Baby in seiner Selbstregulation. Es stellt kein Verwöhnen oder Überfürsorge dar, vor dem so viele Eltern Bedenken haben. Es ist die notwendige Antwort auf die negativen Signale ihres Babys, das nach Hilfe ruft. Und das ist fundamental für seine weitere Entwicklung (A. Gregor 2008).
Achtung: Medikamente bringen hier häufig nicht den gewünschten Erfolg (DGKJ).
Wenn die Eltern jedoch zusätzlich ein Medikament aus eurer Apotheke möchten, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass dieses nur in Einzelfällen eingesetzt werden soll und nicht über längere Zeit mehrmals am Tag oder gar ins Abendritual mit einbezogen wird!
Produktbeispiele:
- Calmedoron® Globuli Weleda
- Bryophyllum argentum cultum Rh® Weleda (bezeichnet Weleda als „Bryozepam“)
- Passiflora comp. Glob.® Wala
- Passiflora Kinderzäpfchen® Wala
- Calmedoron comp. Glob.® Weleda
- Lunafini Glob.® Heel (ab 6. Monat)
Es wäre auch hilfreich für beide Seiten, wenn die Eltern/die Mutter auch sich selbst damit etwas Gutes tun. Das gilt insbesondere für Calmedoron® Globuli oder alternativ Neurodoron® Tabletten.
Aha
Ihr seht, bei der Beratung von Eltern/Müttern mit Babys ist eine ganzheitliche Betrachtungs- und Herangehensweise grundlegend und letztendlich zielführend. Auch wenn die eine oder andere Beratung etwas zeitintensiver ist, zahlt es sich am Ende für euch aus. Die Frau/die Kundin verlässt eure Beratung mit dem guten Gefühl, mit ihrem Anliegen ernst genommen worden zu sein, und erhielt Lösungsansätze für ihre Situation.
Literatur und Quellenverzeichnis
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